Samstag, 29. Oktober 2016

Intimität ohne Sex

Im August hat mir eine Freundin einen sehr tollen Link geschickt. Er führte mich zu einer Liste von nicht-sexuellen Formen der Intimität.

Viele denken Intimität ist immer mit etwas sexuellem verbunden - das ist aber nicht der Fall. Zwar lautet eine der Definitionen "sexuelle, erotische Handlungen, Berührungen, Äußerungen", aber Intimität wird auch als "vertrautes, enges Verhältnis" definiert.

Man kann zwar auch ein intimes Verhältnis haben wenn man "nur" befreundet ist, ich denke allerdings, dass dieses Verhältnis in einer Beziehung noch stärker und enger ist. (Zumindest ist das bei mir so)

"Wie denn, wenn man keinen Sex haben kann?" - fragt ihr euch jetzt vielleicht. Ich sags euch mit einer Auswahl der gelisteten nicht-sexuellen Formen der Intimität:

- Händchen halten
- Kuscheln
- Küssen
- Geheimnisse teilen
- den Kopf auf die Schulter des Partners legen
- Massagen
- Kitzeln
- Tanzen
- gemeinsame Hobbies haben
- einander füttern
- Essen teilen
- zusammen kochen
- sich um den Partner kümmern wenn er krank ist
- gemeinsam (alte) Fotos anschauen
- persönliche Dinge erzählen (Makel, Ängste, Träume,...)
- den Herzschlag des Partners hören
- zusammen neue Dinge ausprobieren
- Komplimente machen
- zusammen leben
- dem Partner sagen was man für ihn empfindet
- die Familie/Freunde des Partners kennen lernen

Und viele mehr :)

Für den Fall, dass jemand Interesse daran hat, gebe ich euch den Link zur kompletten Liste:
(Achtung: Englisch!)
http://awesomeacefangirl.tumblr.com/post/148786199840/list-of-non-sexual-forms-of-intimacy

Ich hoffe dieser Post konnte euch ein wenig die Augen öffnen und den Begriff Intimität etwas von der Definition "sexuelle, erotische Handlungen" entfernen.

Montag, 24. Oktober 2016

Aufklärungs-/Bewusstseinswoche


Es ist die Aufklärungs-/Bewusstseinswoche der Asexualität! 

Ich fordere euch deshalb auf diese Woche einem Menschen, der noch nichts über Asexualität wusste, davon zu erzählen!
Wichtig ist, dass ihr es davor selbst verstanden habt und was ich in meinem Blog erklärt habe richtig wiedergeben könnt.
Falls ihr euch das nicht zutraut schickt jemandem den Link zu diesem Blog und sagt sowas wie "Hey, weißt du eigentlich schon was Asexualität ist?"

Gemeinsam können wir immer mehr Leute aufklären!

Sonntag, 23. Oktober 2016

Repräsentation

Was mir sehr schnell aufgefallen ist und worüber sich viele Asexuelle aufregen ist der Mangel an Repräsentation dieser Orientierung in Film und Fernsehen.
Als Serienjunkie sind mir vor allem der Doctor (aus Doctor Who), Sheldon Cooper (aus Big Bang Theory) und Sherlock [Holmes] aufgefallen.
Allerdings wird in keiner (!) dieser drei Serien (ihr dürft mich gern verbessern wenn ich falsch liege) das Wort "asexuell" ausgesprochen.

Der Doctor ist meiner Meinung nach der positivste dieser drei asexuellen Charaktere. Er hat viele Freunde, verliebt sich sogar mal in einen Companion und ist ein größtenteils offener und sehr lieber Mensch. ...ähm, ich meine Außerirdischer.
Und da sind wir schon bei meinem Problem mit ihm: er ist kein Mensch und deshalb keine 100%ig gute Repräsentation von uns Asexuellen.

Sheldon Cooper ist ein sehr schwieriger Mensch. Sehr sicher asexuell, obwohl ich einmal gelesen habe, dass die Produzenten der Serie ihn nicht als asexuell sehen. (WHAT?)
Was mich an ihm stört ist, dass er durch die ganze Serie hindurch eine Witzfigur ist. Eine sehr kluge, aber emotional unintelligente Witzfigur. Und meiner Meinung nach sind in der Big Bang Theory viel zu viele Witze und Anspielungen die auf Sheldon und seine nicht vorhandene Sexualität abzielen. Ich würde mir wünschen, dass das Thema in der Serie ein wenig ernster aufgegriffen würde (auch Comedy-Serien/Filme können mal ernster sein!).

Sherlock - und ich schreibe hier ausschließlich über den aus der BBC Serie - ist, nach eigenen Angaben, ein Soziopath. Meiner Ansicht nach (und ich bin mir sehr sicher, dass es vielen anderen auch so geht) ist Sherlock asexuell und aromantisch. Er selber sagt im Restaurant (Folge 1, Staffel 1) zu John, als dieser sagt "normale Menschen" haben (romantische) Freundinnen und Freunde, dass dies langweilig ist. Und kurz darauf erklärt er, dass er mit seiner Arbeit "verheiratet" ist - also diese das wichtigste in seinem Leben ist und er keine romantische/sexuelle Beziehung will.
Sherlock wird im Laufe der Serie als Roboter und Monster bezeichnet - alles aufgrund seiner "soziopathischen" (ist das ein existierendes Wort??) Seite.
Ich finde es schade, dass er so dargestellt wird, weil ich finde dass man aus ihm eine sehr gute asexuelle Figur abgeben würde wenn ihn die Menschen nicht immer als dieser kalte Workaholic sehen würden.

Worauf ich mit diesem Blogeintrag hinaus will ist erstens, dass wir asexuellen so gut wie überhaupt nicht in den fiktionalen Medien vertreten sind und mich das wütend macht.

Und zweitens hasse ich wie wir in den wenigen Fällen vertreten sind. Natürlich spielen Medien mit Klischees und übertreiben gerne (siehe: typisch aufgedrehter schwuler bester Freund in viel zu vielen Filmen über Frauen), aber meine(sowie jede andere) sexuelle Orientierung ist mehr als ein Witz, mehr als eine Eigenschaft die ein Soziopath hat.
Man bekommt den Eindruck, Asexuelle sind nicht normal oder freundlich. Wir sind Aliens oder Menschen die fast niemanden mögen. Und vor allem ist mir aufgefallen, dass keine weiblichen Charaktere bisher als asexuell identifiziert wurden. Wäre ja auch uuultra schlimm, wenn eine Frau keinen Sex haben möchte, oder?!

Vor allem denke ich, dass viel mehr Menschen sich zu ihrer Asexualität bekennen würden, wenn sie gut geschriebene asexuelle Charaktere im Fernsehen oder auf der Kinoleinwand sehen könnten.

Ich weiß jedenfalls, dass ich gerne Charaktere hätte mit denen ich mich - wenns um Beziehungen geht - so RICHTIG identifizieren könnte.

Freitag, 14. Oktober 2016

Coming-out Geschichten

WOW!
Als ich am Dienstag zitternd auf "posten" geklickt habe, hätte ich nie gedacht, dass ich im Laufe des Tages so viele liebe Nachrichten bekommen würde.

An dieser Stelle: DANKE an alle die den Blog gelesen und mir das in irgendeiner Form mitgeteilt haben.

Von meiner bisherigen Erfahrung mit Outings kann ich echt nur positives erzählen.
Manchmal reagieren die Menschen mit "Wieso muss man darüber denn reden?" aber sowas ist ja nicht böse gemeint. (Denke ich zumindest.)

Ich würde gerne mit euch ein paar meiner Lieblingsreaktionen teilen:

Die Freundin, der ich es verdanke, dass ich mich getraut habe auf Google nach Antworten zu suchen, hat auf meine (betrunkene) Whatsapp-Nachricht, die sie eine Woche später bekommen hat, mit einem Herz geantwortet.
Mehr brauchte sie gar nicht um mir zu zeigen, dass sie hinter mir steht.

Ein Freund hat mit "Ach Klara, irgendwie wusste ich das schon." reagiert. Das fand ich ziemlich witzig. :)

Bei einem anderen Freund war ich ziemlich nervös und hab ein wenig gebraucht bis ich das Wort aussprechen konnte. Die Nervosität war aber sofort verflogen als er mit "Klara... Ist doch alles gut so!" reagiert hat und mich in den Arm nahm.

Mein Papa hat mir bei meinem Familienouting sehr aufmerksam zugehört und am Schluss (nach ein paar Fragen) bemerkt "Also... Eigentlich ändert sich nichts, außer dass du dich selbst besser kennst und glücklicher bist, oder?"
Das war einer der intelligentesten Reaktionen, denn er hat erkannt dass ich logischerweise schon immer Asexuell war und hat das akzeptiert.

Eine Freundin aus meiner Jugend (Gott, wie das klingt..) hat mir geschrieben dass sie weiß wir hatten schon lange keinen Kontakt mehr, aber sie sich für mich freut und die Erklärungen auf meinem Blog sehr gut fand. Da flossen bei mir die ersten Freudentränen am Dienstag.

Und schließlich eine Freundin von mir, der ich in den letzten Jahren als Ally zur Seite gestanden bin, hat reagiert mit "Mein wunderbarer ally ist ein Teil der Familie <3"
Und dann: "Im Namen von allen Queers: Willkommen Zu Hause, mein Freund!"

Und damit: danke an ALLE Reaktionen bisher. Ich wünsche mir, dass alle Queers so tolle Mitmenschen haben wie ich!

Montag, 10. Oktober 2016

Ich existiere.

Morgen ist der internationale Coming-out-Tag.

Ich habe mich als ally (Verbündete von LGBTQ+ Leuten) schon die letzten Jahre mit diesem Tag beschäftigt und bin überhaupt sehr offen für Menschen die sich outen.
Aber dieses Jahr bin ich das erste mal diejenige, die sich outet und das ist ziemlich nervenaufreibend.

Ich kann mir also vorstellen, dass jedes Outing viel Mut benötigt. Man gibt etwas preis das viele Menschen noch nicht über einen wissen, eine Information bzw. Eigenschaft die so persönlich ist wie sonst kaum etwas.

Ganz ehrlich, ich für mich habe meine sexuellen Orientierung schon vollkommen akzeptiert.
Natürlich gibt es Tage an denen ich sie verfluche und mir wünsche "normal" zu sein. Aber diese Tage vergehen und mein positives Selbstbild bleibt. :)
Aber wie andere Menschen regieren wenn ich ihnen von meiner Asexualität erzähle kann ich oft nicht einschätzen. Selbst nachdem alle meiner bisherigen Outings echt gut verlaufen sind habe ich jedes Mal wieder zitternde Hände und Herzklopfen.

Was mich zu diesem Blog und meinem ziemlich öffentlichen Outing bewegt hat ist die Tatsache dass Asexualität so eine ignorierte sexuelle Orientierung ist.
Wenn jemand erzählt er/sie sei schwul, lesbisch oder bisexuell verstehen die Menschen was das bedeutet. Man spricht in Europa und Nordamerika inzwischen zum Glück ziemlich offen über diese Orientierungen. Aber nur ein kleiner Teil der Bevölkerung hat bisher von Asexualität gehört und akzeptiert sie als sexuelle Orientierung.
Wieso?
Vermutlich weil sexuelle Menschen sich nicht vorstellen können, dass man keine sexuelle Anziehung spüren kann. "Diese Menschen" müssen wohl krank oder traumatisiert sein, haben noch nicht den richtigen Partner getroffen oder sind einfach prüde.

Also... echt jetzt?!

Ich hatte kein traumatisches Erlebnis was Sex/sexuelle Handlungen angeht.
Ich bin - bis auf meine nervigen Allergien - echt gesund.
Ich war in meinem Leben schon verliebt und in einer Beziehung.
Ich habe schon einige attraktive Männer kennengelernt.
Ich rede sehr offen mit Freunden über Sex und hab kein Problem damit mir verschiedene Geschichten anzuhören.
Und trotzdem fühle ich mich zu keiner Person sexuell hingezogen.

Also BITTE akzeptiert meine sexuelle Orientierung ohne mich dafür verantwortlich machen zu wollen.

Danke!

Asexualität existiert.
Auch wenn ihr das alles vielleicht nicht nachvollziehen könnt.
Ich kann eure sexuelle Orientierung ja auch nicht nachvollziehen.


Mein Wunsch ist es mehr Aufmerksamkeit für Asexualität und die anderen ignorierten Orientierungen (mehr dazu in einem anderen Blogpost) zu schaffen.

Denn wir existieren.

Samstag, 1. Oktober 2016

Verschiedene Arten von Anziehung

Was ich selber noch nicht wusste bevor ich herausgefunden habe dass ich asexuell bin war, dass es verschiedene Arten von Anziehung gibt.
Ich dachte immer - wenn ich mich von jemandem angezogen fühle bzw. ich jemanden attraktiv und sympatisch fand war das die einzig existierende Art der Anziehung.

WOW, lag ich da falsch.

Bisher habe ich von 5 Arten der Anziehung gehört/gelesen und finde man kann mit diesen 5 schon sehr viel anfangen.

1. Platonische Anziehung:
man spürt den Wunsch mit einer Person befreundet zu sein

2. Ästhetische Anziehung:
einem gefällt das Aussehen einer Person, in etwa so wie einem ein schöner Ausblick oder Kunst gefällt

3. Sinnliche Anziehung:
man spürt das Verlangen nach Körperkontakt mit dieser Person; im Sinne von Küssen, Umarmen, Kuscheln, Händchen halten,...

4. Romantische Anziehung:
man wünscht sich eine romantische Beziehung mit einer Person

5. Sexuelle Anziehung:
man spürt das Verlangen nach sexuellem Körperkontakt mit einer Person


Mir ist es sehr wichtig dass mehr Menschen über diese 5 Arten der Anziehung bescheid wissen.

Denn - nur um das nochmal klar zu stellen - Asexuelle empfinden nur keine sexuelle Anziehung.
In den anderen 4 aufgezählten Punkten unterscheiden sich alle Asexuelle. Manche finden Kuscheln und Küssen toll, andere verstehen nicht was an Körperkontakt so gut sein soll. Manche sind aromantisch und haben deshalb kein Bedürfnis nach einer romantischen Beziehung.
Und andere - so wie ich - empfinden "nur" die Anziehungstypen 1-4. :)

Wichtig ist, dass man wenn man mit einer asexuellen Person zusammen sein will herausfindet was dieser Mensch mag/will und was nicht. Ich denke das ist auch in sexuellen Beziehungen wichtig.


Ich habe diese Infos aus verschiedenen englischen Quellen, das nachfolgende Bild ist allerdings die einfachste Erklärung die ich gefunden habe :)