Samstag, 12. November 2016

Schlechte Tage

Wie ich schonmal geschrieben habe: Ich komme gut mit meiner Asexualität klar. Ich vermisse nichts und bin meistens relativ optimistisch, was die Zukunft damit betrifft.

Allerdings habe ich vor kurzem einen Beitrag eines asexuellen Studenten aus England gelesen, der mir aus der Seele gesprochen hat. Ich habe ihn gefunden, als ich im Mai auf Youtube nach asexuellen Vloggern gesucht habe, um mich mehr zu informieren. Er spricht sehr gut und offen über seine Gefühle und verschiedene Situationen des Alltags als Asexueller.
In dem Beitrag, den er vor ungefähr einer Woche auf Instagram veröffentlicht hat, teilte er einen Ausschnitt einer Unterhaltung mit einem Mädchen, dass ihm gesagt hat, sie könne sich keine Beziehung mit ihm vorstellen. Unter dem Screenshot hat er darüber geschimpft, dass er sich in solchen Momenten oft wünscht „normal“ zu sein.

Diese Gefühle kenne ich nur zu gut. Ich weiß, dass ich auf meine Art normal und richtig bin. Aber das Leben ist nicht leicht, wenn man nicht dem „Standard“ dieser Gesellschaft entspricht. Ich bin froh, dass Homosexuelle inzwischen immer mehr Akzeptanz finden, allerdings kann man bei ihnen immer noch mit „Liebe ist Liebe“ argumentieren. Aber Liebe ohne sexuelle Anziehung ist für viele Menschen nicht nachvollziehbar. Wir Asexuelle gelten als seltsam, krank oder gestört und viele Menschen können sich weder eine Beziehung, geschweige denn ein ganzes Leben ohne Sex vorstellen.

Ein Facebookbeitrag über eine Beziehung eines Sexuellen mit einer Asexuellen, den ich vor kurzem gesehen habe, hatte viele sehr verurteilende Kommentare.
Darin haben Menschen geschrieben, dass es dem Mann gegenüber nicht fair ist, dass die Frau es ihm nicht gönnt seine sexuellen Triebe auszuleben, dass er etwas „Besseres“ verdient hat als das.

Diese Kommentare haben mich sehr verletzt und beunruhigt.

Sie deuten an, dass eine Beziehung ohne Sex für einen sexuellen Menschen unerträglich ist. Und diese ‚Tatsache‘ zusammen mit dem Problem, dass viele Männer nicht zugeben könnten asexuell zu sein, bestätigt meine Sorgen, dass ich nie eine normale Beziehung führen werde. Denn die wenigen asexuellen Männer die ich bisher online gefunden habe, passen entweder nicht zu mir oder leben in anderen Ländern der Welt, was die Kommunikation und schlussendlich eine Beziehung sehr viel komplizierter machen.

An solchen Tagen wünsche ich mir SO SEHR ich wäre sexuell oder zumindest aromantisch. Denn romantische Asexuelle haben es nicht so leicht wie manche vielleicht gedacht haben.


Mir ist aber wichtig noch einmal zu erwähnen, dass ich echt glücklich bin, dass ich genau so bin wie ich bin. Und die schlechten Tage vergehen auch wieder! :)

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