Samstag, 31. Oktober 2020

Symbole von Asexuellen Part 2: die Ace Pride Flag

Pride Flaggen - so gut wie jede sexuelle und romantische Orientierung hat ihre eigene.
Ich weiß von vielen Menschen, die von dieser Vielzahl an Flaggen überfordert und verwirrt sind und das alles übertrieben finden.
Ich persönlich finde die Vielfalt toll.

Natürlich gibt es zu viele Flaggen um sie alle zu kennen, aber es ist ja auch nicht der Sinn von Pride Flaggen, dass sie jede*r (er)kennt. Der Sinn von Pride Flaggen ist der selbe wie von anderen Symbolen: das Gefühl einer Community, einer Gemeinschaft zu haben und Stolz auszudrücken. -> deshalb auch PRIDE Flag ;)

Ich habe mich für diesen Blogeintrag genauer informiert, wie die Ace-Pride Flagge entstanden ist, wofür die vier Streifen stehen und auch was für Probleme es mit ihr gibt.

Unsere Pride Flagge gibt es erst seit 2010.
Genau wie beim Ace-Ring wurde in verschiedenen Internet-Foren überlegt, wie sie aussehen soll und anschließend wurde abgestimmt.
Der User "standup" im AVEN-Forum (das ist das größte und bekannteste Forum von Asexuellen) war der erste, der die Flagge gepostet hat, die wir heute verwenden: 
Der schwarze Streifen steht für Asexualität, also dafür keine sexuelle Anziehung zu empfinden.

Der graue Streifen steht für Demi-Sexualität und Grey-Sexualität (=grau-Sexualität), welche beide als Orientierungen zur "Übergruppe" Asexualität gehören, aber sich darin unterscheiden, dass diese Personen unter bestimmten Umständen (z.B. starke emotionale Bindung) manchmal oder selten sexuelle Anziehung empfinden.
Zu Demi-Sexualität habe ich vor einer Weile auch schon einen Eintrag geschrieben.

Der Violette Streifen steht für Community - die Gemeinschaft von uns allen. Diese ist vor allem bei uns Asexuellen so wichtig, weil diese Orientierung durch Internet-Foren bekannt wurde, auf dem sich Asexuelle bis heute unterstützen und über die Orientierung austauschen.

Bei diesen drei Streifen ist sich die ganze Community bisher einig.
Aber die Bedeutung des weißen Streifens hat sich verändert und ist auch immer noch nicht so 100% festgelegt.
Am Anfang stand das Weiß für allosexuelle(=nicht asexuelle) Allies - also Verbündete unserer Community, die aber nicht selber Teil davon sind. Für manche steht der weiße Streifen für allosexuelle Partner, die in Beziehungen mit Asexuellen sind.
Die aktuell gängigste Bedeutung des Streifens ist, dass er allgemein für Sexualität steht und dadurch beispielsweise für "Sex-positive" Asexuelle. Also die Asexuellen, die aus welchem Grund auch immer Sex haben.

Die Community in den Internet-Foren wollte vor 10 Jahren ein Symbol, das nicht so direkt mit den Foren, vor allem nicht mit AVEN zusammenhängt. Dies hat verschiedene Gründe, auf die ich nicht genauer eingehen werde, weil ich einfach zu wenig darüber weiß und die Quellen sich teilweise widersprechen.



Ich habe meine erste Pride-Flag vor 1,5 Jahren von einer sehr guten Freundin zum Geburtstag bekommen und sie wenige Wochen später stolz auf meiner ersten Pride (Christopher Street Day) als Umhang getragen. Das tolle daran war, dass mich andere Asexuelle dadurch gesehen und angesprochen haben. So ein Gefühl von Community hatte ich davor noch nie!
Und man braucht auch Allies (=Verbündete) in der restlichen LGBTQIA+ Community, damit sie einem helfen, den Pride-Umhang fliegen zu lassen ;)


Vor ein paar Wochen habe ich allerdings auf Youtube ein Video einer Asexuellen gesehen, in dem sie unter anderem darüber aufgeklärt hat, dass die meisten Pride Flaggen, die man kaufen kann, den falschen Farbton haben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass diese Flaggen sehr billig produziert werden. Aber sie hat in dem Video ihre alte, "falsche" Flagge und ihre richtige nebeneinander gehalten und der Unterschied war gut sichtbar.

Das Hauptproblem ist dabei, dass der falsche Farbton relativ nah dran ist an der "Gynophilie" Pride Flagge:
Gynophilie bezeichnet die sexuelle/romantische Anziehung gegenüber Weiblichkeit/Frauen* - unabhängig von der eigenen Geschlechtsidentität.

Diese Ähnlichkeit nervt mich und viele andere Asexuelle, weil die Gynophilie Flagge später als unsere entworfen wurde und man dabei die Ähnlichkeit nicht berücksichtigt hat.
Ganz ehrlich - sogar die Swinger Community hat mehr Rücksicht genommen!

Vor allem nervt es mich, dass ich inzwischen drei Ace Pride Flaggen aus drei verschiedenen Internetshops besitze und alle den falschen Farbton haben.
Ich hoffe, dass ich bei Nummer vier mehr Glück haben werde und dann endlich die komplett richtige Flagge besitze.
Auch, wenn ich meine 1.Flagge immer noch sehr, sehr gerne habe und auch weiterhin stolz herzeigen werde.


Die Ace Awareness Week ist jetzt leider wieder vorbei. Aber ich hoffe, dass sowohl ihr als auch ich in relativ naher Zukunft wieder Lust auf mehr Blogeintrag haben.
Danke für eure Unterstützung und euer Interesse bisher!

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Symbole von Asexuellen Part 1: der "Ace-Ring"

Einige sexuellen Orientierungen haben ihre Farben und Symbole.
Und meistens lernt man diese nur kennen, wenn man selber diese Orientierung hat.
Gut für euch, dass ihr mich habt ;-)

Heute stell ich euch mein neustes Symbol vor:
Den Ace-Ring.

"Ace" ist die Abkürzung von Asexuell. Und der Ace-Ring ist jeder beliebige schwarze Ring, den Asexuelle am rechten Mittelfinger tragen.

Das tolle an dem Ring als Identifikation ist, dass es ein ziemlich subtiles Zeichen ist. Man denkt sich nicht viel dabei, wenn man keine Ahnung hat. Aber wenn man als Asexuelle*r jemanden mit einem schwarzen Ring am rechten Mittelfinger sieht, dann stehen die Chancen nicht so schlecht, dass man jemanden mit der selben Orientierung vor sich hat.
Und das könnte für die Community einiges einfacher machen.

Meinen Ace-Ring habe ich vor wenigen Wochen auf Amazon bestellt, nachdem ich vergeblich in verschiedenen Geschäften nach simplen schwarzen Ringen gesucht habe.
Da ich noch nie Ringe getragen habe, hatte ich keine Ahnung, welche Ringgröße ich brauche. Mein erster bestellter Ring war zu klein. Hätte perfekt auf meinen Ringfinger gepasst, aber leider war das nicht mein Ziel.

Die zweite Bestellung hat aber perfekt gepasst. Und seither trage ich ihn fast täglich.

Aber da ich in meinem Freundeskreis mit meiner Asexualität eh schon die "seltsame" Ausnahme bin, habe ich den Ring nicht getragen, als ich letzte Woche Freunde getroffen habe.
Wieso genau kann ich nicht sagen. Aber wahrscheinlich war ich einfach nicht in der Stimmung ihn zu erklären, falls Fragen aufkommen.

Der Ace-Ring wurde 2005 in dem Hauptforum von uns Asexuellen - AVEN -  das erste mal zum Thema, als nach Ace-Symbolen gesucht wurde.

Die Teilnehmer an der Unterhaltung wurden sich relativ schnell einig, dass der schwarze Ring am rechten Mittelfinger das Symbol werden sollte.
Gründe für die Farbe schwarz waren die Einfachheit davon und dass es eine genderunspezifische Farbe ist.
Außerdem ist schwarz auch Teil der Asexuellen Pride Flag. Korrektur: die Pride-Flagge kam nach dem Ring. Die Farbe Schwarz war allerdings schon Teil des "AVEN-Dreiecks" - dem Symbol des Asexuellen-Forums. (Blogeintrag dazu kommt Ende der Woche!)

Das skurile an dem schwarzen Ring am rechten Mittelfinger als Symbol für Asexualität ist, dass unter Swingern das Tragen eines schwarzen Rings an der rechten Hand als Identifikation gilt.
Allerdings haben Personen aus der Swinger-Community dazu aufgefordert, aus Respekt vor Asexuellen den Ring nicht am Mittelfinger zu tragen.
Super lieb, wenn ihr mich fragt!
Quellen:


Abschließend zum Ace-Ring würde ich gerne erwähnen, dass nicht alle Asexuelle so überzeugt von diesem Symbol sind. Einige wissen auch noch nichts darüber.
Und natürlich kann es definitiv auch der Fall sein, dass eine Allosexuelle (= nicht asexuelle) Person einen schwarzen Ring am rechten Mittelfinger trägt.

Aber für mich persönlich ist es eine tägliche Erinnerung, dass ich mich selber in dieser Orientierung gefunden habe und ich mit meinen Gefühlen nicht alleine bin. 
Und wenn ich dann noch auf diese Art mehr Asexuelle kennenlernen könnte, fände ich's toll.


Frohe Bewusstseins-Woche der Asexualität euch!
#AceAwarenessWeek



Sonntag, 11. Oktober 2020

Outing in der Datingwelt

Heute ist internationaler Coming-out Tag.
Und das ist für mich die perfekte Gelegenheit, diesen Blogeintrag zu schreiben.

Nachdem meine Verwandten, Freund*innen und inzwischen auch Arbeitskolleg*innen alle von meiner Asexualität erfahren haben (oder zumindest mehr als genug Chancen gehabt hätten es herauszufinden) bliebt mir noch ein Lebensbereich, in dem ich mich outen muss/will:
Beim Daten.

Ich date unregelmäßig. Ich lerne mal wen kennen, dann klappt das meistens nicht auf Dauer, dann ist man eine Weile traurig und irgendwann, in einer nicht unbedingt nüchternen Nacht holt man sich dann doch wieder eine Dating-App.
(So lautet die unkomplizierte Kurzfassung - ich erspare euch die ganzen damit verbundenen Höhen und Tiefen)

Natürlich habe ich auch schon offline Menschen kennengelernt, die ich gedatet habe oder bei denen ich es in Betracht gezogen habe sie zu daten.

Daten, sollte ich vielleicht noch definieren, ist für mich die Zeit zwischen dem ersten Kennenlernen und dem Zeitpunkt an dem man beschließt, in einer festen Beziehung zu sein oder eben dem Zeitpunkt, wenn mindestens eine der beiden Personen beschließt, den*die andere*n nicht mehr auf romantischer Ebene treffen zu wollen.

Vor wenigen Jahren noch fand ich es unvorstellbar, gleich am Anfang einem Mann von meiner Asexualität zu erzählen. Ich war mir immer unsicher, wann der richtige Zeitpunkt ist. Ich hatte lange diese Traumvorstellung von diesem perfekten Moment, in dem es mir einfach leicht fällt darüber zu reden und mein Gegenüber "bereit ist" davon zu hören.

Aber ich denke so einen perfekten Moment gibt's nicht.

Und weil ich manchmal das Gefühl hatte, dass ich viel zu lange mit dieser "Information" gewartet habe, wurde ich mit der Zeit mutiger.

Inzwischen habe ich Erfahrungen mit Outing in der Datingwelt gesammelt, von denen ich drei teilen möchte.

"Dude #1"
Dude #1 habe ich tatsächlich in der "echten Welt" kennengelernt. Damals, als die Clubs noch geöffnet waren - ach, die gute alte Zeit vor März 2020..
Wir haben uns gleich gut verstanden, den restlichen Abend im Club zusammen verbracht und am Ende Nummern ausgetauscht. 
Wir hatten danach ein sehr schönes erstes Date und uns auch beim zweiten Date gut unterhalten.
Deshalb dachte ich mir gegen Ende vom 2.Date, wieso nicht einfach mal sehen wie er reagiert?
Ich habe den Satz "Ich bin asexuell" gesagt und in seinem Gesicht nur Verwirrung und auch einen Hauch Enttäuschung gesehen. Das hat's schwer gemacht die Erklärung, was das für mich und "uns" bedeutet zu liefern, ohne sehr, sehr nervös und unsicher zu werden.
Und ab dem Zeitpunkt war er seltsam.
Er hatte kaum Fragen, wusste nicht genau was er tun soll. Die Unterhaltung, die ich mir gewünscht hätte, wie es ihm damit geht und ob er sich das so vorstellen könnte, gab es nie.
Es gab zwar noch weitere Treffen, aber ich hatte nie das Gefühl, dass er es "verkraftet" hat und irgendwie stand das durchgehend zwischen uns.

"Dude #2"
Als ich Dude #2 auf einer Dating-App kennengelernt habe fand ich ihn sofort sympathisch. Wir hatten beim Schreiben von Anfang an eine sehr gute Kommunikation und waren beide der Meinung, dass wir uns bald persönlich kennenlernen sollten. Aber er wollte mir davor noch etwas zu seiner Lebenssituation erzählen, die etwas kompliziert war. Genauere Infos zu Dude #2 teile ich hier nicht, weil sie für den Inhalt dieses Blogs nicht relevant sind.
Nachdem er so ehrlich und offen von sich erzählt hat, wollte ich nachziehen und hatte in dem Moment genug Mut, um es einfach zu schreiben.
Zu meinem Glück war er sehr interessiert und nicht abgeschreckt. Vielleicht denke ich das auch nur, weil ich seinen Gesichtsausdruck nicht gesehen habe.
Wir hatten dann in Textform schon eine sehr ausführliche Unterhaltung darüber, was das genau bedeutet und er hatte sehr viele Fragen. Wirklich SEHR VIELE!! Aber das war mir lieber, als die verschlossene Reaktion von Dude #1.
Wir haben uns kurz danach getroffen und auch persönlich viel darüber geredet.. es war eine wirklich schöne Erfahrung, mit einem potentiellen Partner so offene Gespräche über Asexualität zu haben.
Das Problem dabei war, dass er anscheinend nicht wusste was er "darf". Er hat nicht versucht mir körperlich (nicht sexuell, sondern generell Berührungen) näher zu kommen, obwohl die Anziehung dazu offensichtlich da war.
Und sobald mir das bewusst wurde, habe ich es angesprochen und gefragt, ob das mit meinem Outing zu tun hat.
Und daraus hat sich ein wirklich gutes Gespräch ergeben. Über Ängste, Kommunikation, Grenzen,...
Das ganze mit Dude #2 war eine wirklich positive Erfahrung, was Outing in der Datingwelt anging. Ich wünsche allen asexuellen Menschen, dass sie auf so gute Kommunikation und Offenheit stoßen wie ich sie mit Dude #2 erlebt habe.

"Dude #3"
Auch Dude #3 habe ich durch eine Dating-App kennengelernt. Dieses mal hatte ich allerdings beschlossen, von Anfang an offen zu sein. Einige Dating-Apps bieten inzwischen an, dass man seine sexuelle Orientierung und seine Geschlechtsidentität angeben kann. Deshalb habe ich einfach mal angegeben, dass ich asexuell bin.
Ich dachte mir: WIESO NICHT?
Entweder der Mann liest es und entscheidet dementsprechend ob er mich kennenlernen will oder er übersieht es und wir haben die Unterhaltung eben irgendwann.
Keiner meiner Matches hat mich darauf angesprochen. Kein einziger!
Und nachdem ich mit Dude #3 eine Zeit lang geschrieben hatte wollte er mich treffen. Aber ich wollte nach den Erfahrungen mit Dude #2 wieder von Anfang an und schon vor einem Treffen ehrlich und offen damit umgehen.
Seine Reaktion war sehr unspektakulär, vermutlich weil er mein Profil gelesen hatte. Er war sehr offen, weiter drüber zu reden und auch als wir uns persönlich getroffen haben, konnten wir gute Gespräche darüber führen.

---------------

Ich bin wirklich froh, dass ich inzwischen ruhiger und selbstbewusster bin, wenn es darum geht in der Datingwelt zu mir selbst zu stehen und offen zu kommunizieren.

Meistens habe ich das Gespräch damit begonnen, die verschiedenen Anziehungsarten zu erklären, über die ich schonmal in meinem Blog geschrieben habe. Das hat es meiner Meinung nach den Männern leichter gemacht, zu verstehen wovon ich spreche, wenn es um sexuelle Anziehung geht.

Mir selber geht es viel besser damit, seit ich mein Outing nicht mehr hinauszögere.
Und ich hoffe, dass sich auch andere Asexuelle trauen damit so offen umzugehen und wünsche ihnen auch so schöne und ehrliche Gespräche mit ihren (potentiellen) Partnern.


Mittwoch, 2. September 2020

Sexualisierter Humor

Verhalten von Menschen ist spannend. Vor allem finde ich es spannend zu überlegen, wieso sich ein Mensch so verhält wie er*sie es tut.

Oft überlege ich das bei mir selbst. Wieso sag ich die Dinge die ich sage, reagiere wie ich reagiere..?

Am seltsamsten finde ich da meinen Humor. Wieso finde ich eine Aussage witzig, eine andere abstoßend?
Und wieso mache ich, eine seit 4 Jahren geoutete Asexuelle, so viele sexuellen Witze und (sarkastische) sexuelle Anspielungen?
Mir ist das gar nicht selber ausgefallen. Eine gute Freundin hat mich darauf aufmerksam gemacht und seither ist es mir sehr bewusst und irgendwie auch unangenehm geworden.

Ich denke, die Gründe dafür sind naheliegend. Diese Gesellschaft ist sehr sexualisiert. In beinahe jeder Serie, jedem Film wird sexuelle Anziehung oder auch sexuelle Handlungen thematisiert, viele Lieder handeln davon, einige Werbungen basieren auf der Einstellung "Sex sells" und spätestens wenn man in einem Alter ist in dem romantische Beziehungen zum Thema werden ist man persönlich damit konfrontiert. "Hattet ihr schon Sex??" / "Mit wie vielen Menschen hast du schon geschlafen?" / ...

Als Person, die diese Gefühle nicht nachvollziehen kann war ich mit dieser ständigen Konfrontation überfordert. Alle um mich rum haben den Eindruck gemacht, das sei normal und dadurch gerechtfertigt. Nur ich. Ich fand das zu viel, ich fand einiges unnötig. Und die Gespräche über Sex und Anziehung haben mich unabsichtlich ausgeschlossen.

Und was macht man, wenn man durch ein Thema ausgeschlossen wird? da gibt's (mindestens) 3 Möglichkeiten:
1. Man findet sich damit ab und redet nicht mit
2. Man sammelt selber Informationen/Erfahrungen um beim nächsten Mal mitreden zu können
Oder
3. Man tut so als hätte man Ahnung und hofft, es merkt niemand.

Ich wollte nicht prüde wirken, nicht ausgeschlossen sein und auch nicht gezwungenermaßen Erfahrungen sammeln, deshalb habe ich mich für die 3.Möglichkeit entschieden und mitgeredet ohne wirklich Ahnung davon zu haben.
Eine Zeit lang, als Teenagerin habe ich sogar manchen Freundinnen erzählt, ich hätte mein erstes Mal schon hinter mir.
Nur um nicht als "die Unerfahrene" oder eben sogar als "die Prüde" zu gelten.

Heutzutage fällt es mir ein wenig leichter ehrlich zu sein, wenn es um sowas geht. Vor allem bei Freunden und Familie.
Allerdings bin ich immer noch unsicher. Als einzige geoutete Asexuelle in meinem sozialen Umfeld bin und bleibe ich "the odd one out" (D: die, die aus der Reihe fällt) weil ich nicht wissen kann wie es ist, sexuelle Anziehung zu empfinden.
Und da sich die Welt, wie vorhin beschrieben, oft um diese Anziehung dreht versuche ich mitzureden und vor allem Scherze darüber zu machen. Auch um das unangenehme Gefühl zu unterdrücken, die diese ständige Konfrontation mit diesem Thema in mir auslöst.

Denn solche Witze sind nicht "gelogen", solange ich sie sarkastisch genug sage. Solange ich nicht so tu als wäre das meine wirkliche Meinung.

Das Problem dabei, wenn man Witze über etwas macht von dem man nicht viel versteht ist, die Grenzen zu kennen.
Welche Anspielungen gehen zu weit? Worüber macht man besser keine Scherze?

Und außerdem definiert man sich ja auch über seinen Sinn für Humor. Was bedeutet, dass ich damit wieder Menschen anziehe, die von sich aus diesen Humor haben. Und dadurch kommt man nur eher schwer davon weg.
...

Obwohl ich sehr oft solche Witze mache und noch nicht so wirklich damit aufhören kann, finde ich sie nicht wirklich witzig.
Sie nerven mich. Aber anscheinend habe ich akzeptiert, dass sie in bestimmten Freundeskreisen dazu gehören. Und nach wie vor bin ich wohl lieber dabei ohne so zu fühlen, als ausgeschlossen zu sein.
Und wer weiß, was die nächsten Jahre kommt. Vielleicht komme ich komplett davon weg, vielleicht verliert diese Art von Humor auch in meinem Umfeld an Beliebtheit.
Ich hoffe es.

Dienstag, 14. Januar 2020

Sex: Explained - Folge 2

Ja, ich wollte wieder regelmäßiger Blogeinträge schreiben. Aber es fehlt mir oft an Zeit und außerdem an Themen, die mich genug motivieren.

Aber Letzteres hat sich diese Woche geändert.

Nachdem ich letztes Jahr die Doku-Serie "Explained" auf Netflix für mich entdeckt habe, war ich begeistert, als Anfang 2020 die Sonderstaffel "Sex: Explained" veröffentlicht wurde.
Die 5 Folgen waren betitelt mit:
1.Sexuelle Fantasien
2.Anziehung
3.Verhütung
4.Fruchtbarkeit
5.Geburt

Ich habe vor kurzem erst mit einer guten Freundin darüber geredet, dass ich hoffe, dass die Serie nicht (zu) heteronormativ aufgebaut ist und, dass ich hoffe, dass sie in Folge 2 über alle sexuellen Orientierung reden. Auch Asexualität.

Aber leider wurde ich da enttäuscht.
Eine komplette Folge über Anziehung und sexuelle Orientierung, 16 Minuten Inhalt und KEIN EINZIGES MAL wurde auch nur angedeutet, dass nicht jeder Mensch sexuelle Anziehung empfindet.
Kein. Einziges. Mal.

Ich sage ja nicht, dass man aus Asexualität einen großen, genauer erklärten Teil einer Serie machen muss, die "Sex: Explained" heißt...

Aber:
Wenn ich zurückdenke an mich selbst vor ca. 4 Jahren.. auf der Suche nach Antworten, verunsichert wieso ich diese (sexuelle) "Anziehung" von der alle sprechen und schwärmen noch nie empfunden habe, eingeschüchtert von einer Welt, in der *SEX SELLS* das Gesetz zu sein scheint und in der Sex anscheinend alles ist, was Menschen schon beim ersten Kennenlernen als eine Art "Ziel" im Auge haben.

Diese Gedanken von "kaputt" und "nicht liebenswert" sein, die ich jahrelang in mir hatte, weil ich nicht wusste, dass ich damit nicht alleine bin. Dass ich damit sogar "OKAY" bin.

Wenn ich mich an diese Zeit zurückerinnere, dann wäre ich unfassbar froh über 2 Sätze in einer Serie über Sex und sexuelle Anziehung, die erklären, dass nicht jeder Mensch sexuelle Anziehung empfindet. Und dass das okay ist.

Mehr erwarte ich gar nicht.

Vor allem würde das nicht nur Asexuellen helfen - zum einen um sich selber zu finden und zum anderen um sich verstanden/akzeptiert zu fühlen - sondern auch sexuellen Menschen.
Und vor allem den zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Asexuellen und Sexuellen.

Aber die kompletten 16 Minuten waren darauf ausgelegt, wie individuell sexuelle Anziehung ist (aber mit der Andeutung, dass jeder Mensch diese empfindet), was welche Bevölkerungsgruppen eher als anziehend empfinden und was dabei hilft, auf andere Menschen anziehend zu wirken.

Als jemand, der immer und immer wieder erklären muss, dass man als normaler, gesunder Mensch ohne (sexuellem) Trauma nicht unbedingt sexuell angezogen ist von anderen und damit jedes mal auf Unverständnis und Verwirrung trifft (wenn's gut läuft!) Wär's wirklich schön aus der Medienwelt, die ich so sehr liebe und zu unterstützen versuche, etwas Hilfe zu bekommen.

Repräsentation ist so wichtig.
Aufmerksamkeit zu schaffen für queere Themen und Menschen ist so wichtig.

Denn wenn fast niemand weiß, dass asexuelle Menschen existieren, bleiben wir weiterhin diese unsichtbaren Außenseiter, die für jede kleine Portion Verständnis kämpfen müssen.