Vor ein paar Tagen hatte ich mein erstes 1.Date seit ich weiß dass ich asexuell bin.
- Ich nenne den Typen im Folgenden Alex, obwohl das nicht sein richtiger Name ist -
Alex war beim kennenlernen sehr sympathisch und ich habe mich sehr darauf gefreut mehr über ihn zu erfahren. Wir trafen und zum Frühstück und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Auch mit der körperlichen Nähe zu ihm hatte ich keine Probleme und fand sie sehr schön.
Nach einer Weile machte er aber ein paar Kommentare und Annäherungsversuche, die mir schnell zu viel wurden. Ich bin kurze Zeit später nach Hause gefahren.
Auf dem Heimweg hatte ich gemischte Gefühle. Ich fand Alex sehr sympathisch und interessant, aber war mir nach den Annäherungen nicht sicher was genau seine Absichten waren. Ich habe daraufhin beschlossen mich beim 2.Date zu outen, damit er sofort weiß womit er bei mir rechnen kann und was nicht möglich ist.
Aber so wie ich nunmal bin habe ich noch am selben Tag nach Geschichten anderer Asexueller gesucht, die sich in der selben Situation befanden um zu sehen ob das 2. Date nicht doch zu früh ist für ein Outing. Was ich fand waren vor allem Geschichten Sexueller, welche ihre Erfahrungen mit Asexuellen beschrieben haben. Daraus ging hervor, dass sich viele gewünscht hätten und auch in Zukunft wünschen würden so früh wie möglich die Wahrheit zu erfahren. Viele davon haben kurz darauf allerdings den Kontakt zu den asexuellen potentiellen Partnern abgebrochen, weil für sie ein Leben ohne (regelmäßigen) Sex nicht vorstellbar war.
Ich hatte nach dieser "Recherche" Angst Alex abzuschrecken und durch ein Outing zu verlieren, aber meine Abneigung gegen sexuelle Anspielungen war zu groß um länger zu warten.
Also habe ich nervös das nächste Treffen abgewartet. Jedoch kam sowieso alle nicht so wie ich es geplant hatte..
Alex arbeitet nämlich 5x die Woche Nachtschicht.. Tagsüber schläft er meistens und hat nicht besonders viel Zeit für... nennen wir es mal 'soziale Kontakte' ;)
Ich war offen dafür ihn auch nur für 1 Stunde oder so zu treffen, Hauptsache wir sehen uns und ich kann mit ihm über alles reden.
Mein Vorschlag für ein Treffen war "Kaffee trinken gehen". Seine Vorschläge gingen alle in Richtung "Ich komm nach meiner Schicht zu dir!" Da ich aber in einer 1-Zimmer Wohnung lebe bedeutet "bei mir" immer Bettnähe. Und das war mir dann doch zu riskant.
Ich habe also weiterhin versucht ihn auf "neutralem Boden" zu treffen. Plötzlich wollte er das Treffen absagen, weil ich mich nicht auf seine Vorschläge eingelassen habe. Um ihm zu erklären wieso ich mich nicht bei mir oder bei ihm treffen wollte, habe ich ihm gesagt, dass ich mir nicht mehr sicher bin was seine Absichten mir gegenüber sind und mich das nervös macht.
Seine folgende Reaktion hat mich sehr, sehr geschockt und abgeschreckt: Er nannte mich "voreingenommen" und meinte er hätte es nicht nötig mich unter Vorwand zu ihm zu locken um mich - wortwörtlich - "zu ficken".
Ja, genau.
So schnell kann man sich bei mir unbeliebt machen.
Für mich war damit eigentlich alles vorbei. Wer solche Wörter so einfach in den Mund nimmt und sie mir an den Kopf wirft ist sowieso kein Mensch mit dem ich mir eine Zukunft vorstellen kann.
Das ganze war dann 2 Tage später tatsächlich vorbei, da er mir auch keine Chance mehr gegeben hat meine Unsicherheit zu erklären und er durchgehend schlecht gelaunt war.
Keine Sorge, Menschen die jetzt vielleicht denken ich bin todtraurig, jemand wie Alex ist es eindeutig nicht wert mich als Menschen besser kennen lernen und ich bin froh dass ich eine meiner intimsten Eigenschaften nicht mit ihm geteilt habe.
Ich werde weiterhin suchen/warten bis ich jemanden vor mir habe, der mich und meine Persönlichkeit liebt und mit meiner sexuellen Orientierung klar kommt.
Und wann ich mich dann oute kommt auf den Moment an und wie ich die Person einschätze.
Ihr könnt euch jedenfalls sicher sein dass ich darüber schreiben werde, wenn ich mich einem Mann gegenüber oute ;)
Wenn ihr wollt würde ich mich über Kommentare freuen in denen ihr mir erzählt welchen Zeitpunkt ihr für ein solches Outing wählen würdet!
Danke :)
Zum Blog
Mir ist es wichtig vielen Menschen von Asexualität zu erzählen und mögliche Vorurteile und Unklarheiten zu beseitigen.
Für Fragen und (konstruktive) Kritik bin ich jederzeit offen!
Danke fürs Lesen :)
Klara
Klara
Freitag, 20. Januar 2017
Donnerstag, 12. Januar 2017
Selbstverständlich
Sorry für meine Abwesenheit in den letzten Wochen, ich hab meine Bachelorarbeit geschrieben und bin umgezogen. Aber jetzt da das alles geschafft und ich habe wieder Zeit für mich und für euch.
Vor ein paar Tagen war ich bei Freunden eingeladen. Wir haben gegessen, getrunken, ein Spiel gespielt und geredet. Ein richtig gemütlicher Abend mit ein paar tollen Menschen.
Im Laufe des Abends habe ich mit einer Freundin aus dieser Gruppe über Facebook, Tumblr und meinen Blog geredet. Sie fand es gut dass ich einen Weg gefunden habe mich auszudrücken und war sehr verständnisvoll. Nicht viele heterosexuelle die ich kenne sind bereit (längere) Gespräche über andere Sexualitäten zu führen. Also habe ich angenommen das Thema würde sich bald ändern.
Allerdings haben sich dann die anderen beiden in der Runde in unser Gespräch eingeklinkt und es wurde noch viel detaillierter und persönlicher über sexuelle Orientierungen, die Sicht der Gesellschaft und von jedem Einzelnen aus der Runde geredet.
Es war als wäre dieses Thema eins wie jedes andere. Als würden wir z.B. über unsere Familien reden und wie viele Geschwister jeder von uns hat.
Irgendwann war natürlich auch dieses Gespräch vorbei, aber es dauerte ungewöhnlich lange.
Als ich auf dem Heimweg war, habe ich der Freundin mit der die Unterhaltung begonnen hatte eine Nachricht geschickt und mich dafür bedankt, dass wir so ein gutes Gespräch geführt haben.
In ihrer Antwort schrieb sie "Das ist doch selbstverständlich."
Aber nein, das ist es leider nicht. Für viele Menschen ist es nicht selbstverständlich über mehrere Minuten ein Gespräch über Asexualität zu führen. Sie finden es seltsam oder unangenehm. Manche verstehen überhaupt nicht wieso ich das Bedürfnis habe über meine Sexualität zu sprechen.
Aber genau so sollte es sein.
Wieso sollte ich nicht mit Freunden über so etwas persönliches reden können?
Es sollte selbstverständlich sein.
Vor ein paar Tagen war ich bei Freunden eingeladen. Wir haben gegessen, getrunken, ein Spiel gespielt und geredet. Ein richtig gemütlicher Abend mit ein paar tollen Menschen.
Im Laufe des Abends habe ich mit einer Freundin aus dieser Gruppe über Facebook, Tumblr und meinen Blog geredet. Sie fand es gut dass ich einen Weg gefunden habe mich auszudrücken und war sehr verständnisvoll. Nicht viele heterosexuelle die ich kenne sind bereit (längere) Gespräche über andere Sexualitäten zu führen. Also habe ich angenommen das Thema würde sich bald ändern.
Allerdings haben sich dann die anderen beiden in der Runde in unser Gespräch eingeklinkt und es wurde noch viel detaillierter und persönlicher über sexuelle Orientierungen, die Sicht der Gesellschaft und von jedem Einzelnen aus der Runde geredet.
Es war als wäre dieses Thema eins wie jedes andere. Als würden wir z.B. über unsere Familien reden und wie viele Geschwister jeder von uns hat.
Irgendwann war natürlich auch dieses Gespräch vorbei, aber es dauerte ungewöhnlich lange.
Als ich auf dem Heimweg war, habe ich der Freundin mit der die Unterhaltung begonnen hatte eine Nachricht geschickt und mich dafür bedankt, dass wir so ein gutes Gespräch geführt haben.
In ihrer Antwort schrieb sie "Das ist doch selbstverständlich."
Aber nein, das ist es leider nicht. Für viele Menschen ist es nicht selbstverständlich über mehrere Minuten ein Gespräch über Asexualität zu führen. Sie finden es seltsam oder unangenehm. Manche verstehen überhaupt nicht wieso ich das Bedürfnis habe über meine Sexualität zu sprechen.
Aber genau so sollte es sein.
Wieso sollte ich nicht mit Freunden über so etwas persönliches reden können?
Es sollte selbstverständlich sein.
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