Oft überlege ich das bei mir selbst. Wieso sag ich die Dinge die ich sage, reagiere wie ich reagiere..?
Am seltsamsten finde ich da meinen Humor. Wieso finde ich eine Aussage witzig, eine andere abstoßend?
Und wieso mache ich, eine seit 4 Jahren geoutete Asexuelle, so viele sexuellen Witze und (sarkastische) sexuelle Anspielungen?
Mir ist das gar nicht selber ausgefallen. Eine gute Freundin hat mich darauf aufmerksam gemacht und seither ist es mir sehr bewusst und irgendwie auch unangenehm geworden.
Ich denke, die Gründe dafür sind naheliegend. Diese Gesellschaft ist sehr sexualisiert. In beinahe jeder Serie, jedem Film wird sexuelle Anziehung oder auch sexuelle Handlungen thematisiert, viele Lieder handeln davon, einige Werbungen basieren auf der Einstellung "Sex sells" und spätestens wenn man in einem Alter ist in dem romantische Beziehungen zum Thema werden ist man persönlich damit konfrontiert. "Hattet ihr schon Sex??" / "Mit wie vielen Menschen hast du schon geschlafen?" / ...
Als Person, die diese Gefühle nicht nachvollziehen kann war ich mit dieser ständigen Konfrontation überfordert. Alle um mich rum haben den Eindruck gemacht, das sei normal und dadurch gerechtfertigt. Nur ich. Ich fand das zu viel, ich fand einiges unnötig. Und die Gespräche über Sex und Anziehung haben mich unabsichtlich ausgeschlossen.
Und was macht man, wenn man durch ein Thema ausgeschlossen wird? da gibt's (mindestens) 3 Möglichkeiten:
1. Man findet sich damit ab und redet nicht mit
2. Man sammelt selber Informationen/Erfahrungen um beim nächsten Mal mitreden zu können
Oder
3. Man tut so als hätte man Ahnung und hofft, es merkt niemand.
Ich wollte nicht prüde wirken, nicht ausgeschlossen sein und auch nicht gezwungenermaßen Erfahrungen sammeln, deshalb habe ich mich für die 3.Möglichkeit entschieden und mitgeredet ohne wirklich Ahnung davon zu haben.
Eine Zeit lang, als Teenagerin habe ich sogar manchen Freundinnen erzählt, ich hätte mein erstes Mal schon hinter mir.
Nur um nicht als "die Unerfahrene" oder eben sogar als "die Prüde" zu gelten.
Heutzutage fällt es mir ein wenig leichter ehrlich zu sein, wenn es um sowas geht. Vor allem bei Freunden und Familie.
Allerdings bin ich immer noch unsicher. Als einzige geoutete Asexuelle in meinem sozialen Umfeld bin und bleibe ich "the odd one out" (D: die, die aus der Reihe fällt) weil ich nicht wissen kann wie es ist, sexuelle Anziehung zu empfinden.
Und da sich die Welt, wie vorhin beschrieben, oft um diese Anziehung dreht versuche ich mitzureden und vor allem Scherze darüber zu machen. Auch um das unangenehme Gefühl zu unterdrücken, die diese ständige Konfrontation mit diesem Thema in mir auslöst.
Denn solche Witze sind nicht "gelogen", solange ich sie sarkastisch genug sage. Solange ich nicht so tu als wäre das meine wirkliche Meinung.
Das Problem dabei, wenn man Witze über etwas macht von dem man nicht viel versteht ist, die Grenzen zu kennen.
Welche Anspielungen gehen zu weit? Worüber macht man besser keine Scherze?
Und außerdem definiert man sich ja auch über seinen Sinn für Humor. Was bedeutet, dass ich damit wieder Menschen anziehe, die von sich aus diesen Humor haben. Und dadurch kommt man nur eher schwer davon weg.
...
Obwohl ich sehr oft solche Witze mache und noch nicht so wirklich damit aufhören kann, finde ich sie nicht wirklich witzig.
Sie nerven mich. Aber anscheinend habe ich akzeptiert, dass sie in bestimmten Freundeskreisen dazu gehören. Und nach wie vor bin ich wohl lieber dabei ohne so zu fühlen, als ausgeschlossen zu sein.
Und wer weiß, was die nächsten Jahre kommt. Vielleicht komme ich komplett davon weg, vielleicht verliert diese Art von Humor auch in meinem Umfeld an Beliebtheit.
Ich hoffe es.