Aber Letzteres hat sich diese Woche geändert.
Nachdem ich letztes Jahr die Doku-Serie "Explained" auf Netflix für mich entdeckt habe, war ich begeistert, als Anfang 2020 die Sonderstaffel "Sex: Explained" veröffentlicht wurde.
Die 5 Folgen waren betitelt mit:
1.Sexuelle Fantasien
2.Anziehung
3.Verhütung
4.Fruchtbarkeit
5.Geburt
Ich habe vor kurzem erst mit einer guten Freundin darüber geredet, dass ich hoffe, dass die Serie nicht (zu) heteronormativ aufgebaut ist und, dass ich hoffe, dass sie in Folge 2 über alle sexuellen Orientierung reden. Auch Asexualität.
Aber leider wurde ich da enttäuscht.
Eine komplette Folge über Anziehung und sexuelle Orientierung, 16 Minuten Inhalt und KEIN EINZIGES MAL wurde auch nur angedeutet, dass nicht jeder Mensch sexuelle Anziehung empfindet.
Kein. Einziges. Mal.
Ich sage ja nicht, dass man aus Asexualität einen großen, genauer erklärten Teil einer Serie machen muss, die "Sex: Explained" heißt...
Aber:
Wenn ich zurückdenke an mich selbst vor ca. 4 Jahren.. auf der Suche nach Antworten, verunsichert wieso ich diese (sexuelle) "Anziehung" von der alle sprechen und schwärmen noch nie empfunden habe, eingeschüchtert von einer Welt, in der *SEX SELLS* das Gesetz zu sein scheint und in der Sex anscheinend alles ist, was Menschen schon beim ersten Kennenlernen als eine Art "Ziel" im Auge haben.
Diese Gedanken von "kaputt" und "nicht liebenswert" sein, die ich jahrelang in mir hatte, weil ich nicht wusste, dass ich damit nicht alleine bin. Dass ich damit sogar "OKAY" bin.
Wenn ich mich an diese Zeit zurückerinnere, dann wäre ich unfassbar froh über 2 Sätze in einer Serie über Sex und sexuelle Anziehung, die erklären, dass nicht jeder Mensch sexuelle Anziehung empfindet. Und dass das okay ist.
Mehr erwarte ich gar nicht.
Vor allem würde das nicht nur Asexuellen helfen - zum einen um sich selber zu finden und zum anderen um sich verstanden/akzeptiert zu fühlen - sondern auch sexuellen Menschen.
Und vor allem den zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Asexuellen und Sexuellen.
Aber die kompletten 16 Minuten waren darauf ausgelegt, wie individuell sexuelle Anziehung ist (aber mit der Andeutung, dass jeder Mensch diese empfindet), was welche Bevölkerungsgruppen eher als anziehend empfinden und was dabei hilft, auf andere Menschen anziehend zu wirken.
Als jemand, der immer und immer wieder erklären muss, dass man als normaler, gesunder Mensch ohne (sexuellem) Trauma nicht unbedingt sexuell angezogen ist von anderen und damit jedes mal auf Unverständnis und Verwirrung trifft (wenn's gut läuft!) Wär's wirklich schön aus der Medienwelt, die ich so sehr liebe und zu unterstützen versuche, etwas Hilfe zu bekommen.
Repräsentation ist so wichtig.
Aufmerksamkeit zu schaffen für queere Themen und Menschen ist so wichtig.
Denn wenn fast niemand weiß, dass asexuelle Menschen existieren, bleiben wir weiterhin diese unsichtbaren Außenseiter, die für jede kleine Portion Verständnis kämpfen müssen.